Arbeitszeit ist Lebenszeit: Fehlende Grenzen als Chance begreifen

Egal wie wir es drehen und wenden: Unsere Arbeit ist – selbst wenn wir sie ausschließlich des Geld Verdienens wegen betreiben sollten – ein zentraler Bestandteil unseres Lebens. Und dementsprechend ist auch unsere Arbeitszufriedenheit ein entscheidender Bestandteil unserer Lebenszufriedenheit.

Dennoch kommt es mir, wenn ich mich in meinem beruflichen wie privaten Bekanntenkreis umschaue, immer wieder so vor, als würde viele Menschen ganz bewusst in zwei Parallelwelten leben. Nicht weil sie müssten, sondern weil sie es so wollen, oder vielleicht auch einfach, weil sie es so gewöhnt sind.

Macht die strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben glücklich?

Strikt werden Job und Privatleben, Arbeitszeit und Lebenszeit von einander getrennt. Zwei Bereiche, in denen man sich unterschiedlich verhält, anders kleidet, oft sogar einen anderen Wortschatz pflegt, und zwischen denen es definitiv keine Schnittmengen gibt. Morgens wird der „Büromodus“ angeschaltet und pünktlich um 17 Uhr schaltet man auf der Fahrt nach Hause in den „Privatmodus“ um. Selbst Kontakte, die im Büro oder in der Produktionshalle geknüpft werden, schaffen es in diesem Lebensmodell nur selten, in den privaten Bereich transferiert zu werden.

Die Frage ist nur: Ist das wirklich gesund? Und macht uns dieses Verhalten glücklich? Zugegeben, auch ich bin manchmal froh, mit dem Abschließen der Bürotür die beruflichen Themen hinter mir lassen zu können und bis zum nächsten Tag nicht mehr an ausstehende Projekte denken zu müssen. Aber genauso oft berichte ich auch Freunden und Familie begeistert von spannenden Projekten an denen wir gerade arbeiten oder schütte meiner Kollegin in der Pause mein Herz aus, wenn privat mal etwas schief gegangen ist.

Synergieeffekte nutzen und Chancen sehen

Diese Vermischung der Grenzen habe ich bislang nie als störend oder belastend empfunden. Im Gegenteil! Denn ich bin überzeugt, dass Aber Work-Life-Balance nicht heißt, zwei separate Bereiche nebeneinander zu koordinieren, sondern Hand in Hand agieren zu lassen. Nur so entstehen schließlich die viel beschworenen Synergieeffekte zwischen Arbeitszeit und Lebenszeit. Zum Beispiel, indem uns die Anerkennung im Job Motivation für Herausforderungen im Privatleben gibt und wir Erfahrungen aus der Freizeit in unsere Arbeit einfließen lassen können.

Eine Folge dessen ist sicherlich, dass auch die zeitlichen Grenzen immer mehr verschwimmen. Etwas, dass in Zeiten von Diensthandys und -tablets mittlerweile in immer mehr Berufen zur Selbstverständlichkeit wird.

Glücklich ist da, wer diese Entwicklung nicht als zusätzliche Belastung betrachtet, sondern viel mehr als Chance für mehr Flexibilität, eine bessere Balance und somit eine höhere Lebenszufriedenheit.

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Erfolg macht nicht glücklich! – Warum wir nur erfolgreich werden können, wenn wir schon glücklich sind.

Wir lernen, arbeiten und geben uns Mühe – jeden Tag. Unser Ziel? Erfolg. Denn der muss doch glücklich machen. So zumindest der weit verbreitete Glaube. In der Praxis hingegen lähmt uns zu großer Ehrgeiz und das eiserne Streben nach Erfolg manchmal mehr, als er hilft. Denn eigentlich kann doch nur erfolgreich sein, wer auch mit sich im Reinen und zufrieden ist. Oder?

Einen guten Schulabschluss machen und dann eine angesehen Ausbildung absolvieren – oder studieren – in der Regelzeit und mit besten Noten selbstverständlich. Welche Fachrichtung? – Na wo verdient man denn am meisten?

Diese Erwartungshaltung wurde und wird den meisten von uns von klein auf – und zweifellos mit den besten Absichten – mitgegeben.

Werden Eltern hingegen danach gefragt, was sie ihren Kindern fürs Leben wünschen, ist die einhellige Meinung zumeist „einfach glücklich werden“.

Die Frage ist nur: Warum Glück wünschen, aber auf Erfolg drängen? Und das obwohl zahlreiche Studien doch immer wieder aufs Neue belegen, dass Erfolg überhaupt nicht glücklich macht.

Laut der wohl bekanntesten Studie zum Thema, bei der die Harvard-Universität über mehr als 75 Jahre Menschen und ihr Glücksempfinden begleitet hat, waren am Ende nämlich nicht die erfolgreichsten oder reichsten Menschen die glücklichsten, sondern die mit den tiefsten und engsten Beziehungen zu Mitmenschen.

Andersrum wird ein Schuh draus: Glück macht erfolgreich!

Shawn Achor, Harvard-Professor und Autor des Buches „The Happiness Advantage“ sagt deshalb, dass wir nach wie vor den Zusammenhang zwischen Glück und Erfolg missverstehen.

Oder kennen Sie nicht auch den Satz: „Wenn ich erstmal dieses oder jenes erreicht habe, Abteilungsleiter, Ingenieur oder Geschäftsführerin bin, dann werde ich auch (automatisch) glücklich sein.“?

Blöd nur, dass der Zusammenhang in der Praxis laut Studien genau umgekehrt funktioniert. Nicht Erfolg macht glücklich. Sondern Glück erfolgreich. Wer sich in einem positiven, glücklichen Gemütszustand befindet, hat mehr Energie, ist kreativer und sogar klüger. Gewissermaßen ist vielleicht nicht nur das Empfinden positiv eingestellt sondern auch das Gehirn.

Leider ist diese Erkenntnis noch weit davon entfernt, in den Köpfen unserer Familien, Freunde und vor allem vieler Arbeitgeber anzukommen. Wir glauben, nur viel und zudem harte Arbeit, die wenig Spaß macht, ist der rechtmäßige Weg zum Erfolg.

Die Vorstellung weniger zu Arbeiten, zu Entschleunigen und z.B. die wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren, weckt da schnell die Sorge um den Verlust von Status oder Karrierechancen. Hinzu kommen stumme Vorwürfe und Unverständnis von Vorgesetzten, Kollegen oder auch Familie und Freunden.

Irgendwann geht es dann nicht mehr nur darum, die Erwartungen der anderen zu erfüllen, sondern nach Möglichkeit auch besser zu sein als Mitschüler, Kollegen oder Freunde. Ein Kreislauf, der zu vielem führt – möglicherweise auch zu größerem Erfolg – aber mit Sicherheit nicht zu persönlichem Glück.

Arbeit darf Spaß machen!

Dabei müssen Arbeit und Erfolg nicht hart erarbeitet und erkämpft sein!

Diese Annahme mag vermutlich noch aus der Zeit des Taylorismus rühren. Ihr liegt die Überzeugung zu Grunde, dass Menschen nur auf Grund materieller Anreize bereit sind zu arbeiten. Erfolg wird hier mit Geld und Belohnungen gleichgesetzt.

Dabei spielt Geld gerade in meiner Generation (zum Glück) schon lange nicht mehr bei allen die Hauptrolle bei der Wahl des Jobs. Immer mehr Menschen suchen vor allem die Möglichkeit, sich selbst mit ihren Talenten und Fähigkeiten in einem Beruf verwirklichen und diesen mit ihrem sonstigen Leben vereinbaren zu können. Materielle Anreize werden durch immaterielle Werte abgelöst. Erfolg bedeutet für sie nicht mehr, möglichst oben auf der Karriereleiter zu stehen, sondern etwas zu tun, was sie persönlich ausfüllt und bereichert. Und liegt diese Vorstellung nicht schon sehr nahe an der Idee von Glück? Ich finde schon!

Gearbeitet werden muss nun aus meiner Sicht vor allem noch am Bewusstsein vieler Arbeitgeber wie Arbeitnehmer und an der Akzeptanz eben dieser Tatsache in der Gesellschaft. Denn wenn es endlich nicht mehr „zum guten Ton gehört“ möglichst viele Überstunden anzuhäufen, dann können Erfolg im Job und Glück künftig vielleicht doch wesentlich besser Hand in Hand gehen und sich gegenseitig positiv beeinflussen, als man aktuell denken mag.

Aber Arbeit ist nicht alles.

Keine allzu schlechten Aussichten also, um glücklich und dadurch erfolgreich zu werden. Und doch finde ich, dass das Streben nach Erfolg – also vor allem beruflichem Erfolg – irgendwie nicht alles sein kann.

Die Schlussfolgerung nun nach Glück zu streben um daraus den beruflichen Erfolg zu generieren, wäre aus meiner Sicht also nicht gerade der Sinn der Sache. Denn Glück ist für mich etwas unberührtes, freies. Etwas, dass nur ohne Zwänge im Einklang mit uns selbst wirklich funktionieren kann. Deshalb sollte die Arbeit – zumindest in meiner Idealvorstellung – keine Einschränkung dieser Freiheit bedeuten. Beruflicher Erfolg hin oder her.

Work-Life-Balance – Erfolgsfaktor für ein glückliches Leben?

Leben um zu Arbeiten? Wohl eher Arbeiten um zu Leben, oder? Aber selbst, wenn wir uns darin einig sind, nimmt die Arbeit im Alltag doch einen so großen Bestandteil unserer Zeit ein, dass ein glückliches Leben ohne ausgeglichene Balance zwischen Arbeit und sonstigem Leben kaum möglich scheint.

In meiner Masterarbeit habe ich mich intensiv mit dem Thema Work-Life-Balance beschäftigt. Konkret betrachtete ich den Einfluss einer ausgeglichenen Work-Life-Balance auf das Arbeitsverhalten, das Commitment (Zugehörigkeitsgefühl) der Mitarbeiter zum Unternehmen, aber eben auch auf die Arbeitszufriedenheit.

Nachdem ich den Alltag als Berufstätige – sowohl als Angestellte, als auch in meiner freiberuflichen Tätigkeit – nun aus eigener Erfahrung kenne, stellt sich mir aber mittlerweile die Frage: Ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance nicht nur ein ausschlaggebender Faktor für die Zufriedenheit bei der Arbeit, sondern eben auch für die Zufriedenheit im Leben allgemein?

In meiner Studie habe ich mehr als 200 Beschäftigte befragt und herausgefunden, dass es verschiedene Faktoren gibt, die sich bei fast allen Menschen negativ auf die Work-Life-Balance auswirken.

Einer dieser Faktoren ist die Zeit. Ein Thema, dass ich ganz spontan auch als ziemlich entscheidend für ein glückliches Leben betrachten würde.

Was fehlt ist die Zeit…

In meinen Untersuchungen ist die Zeit eindeutig der wichtigste Faktor, wenn es um eine ausgeglichene Work-Life-Balance geht. Oder vielmehr nicht die Zeit selbst, sondern eher die fehlende Zeit, die zu immer mehr Stress in allen Lebensbereichen führt. Im Job, aber auch durch Hausarbeit, familiäre Verpflichtungen oder sogar zu viele Hobbies (der berühmte Freizeitstress)

Und was braucht es, um all das unter einen Hut zu kriegen, ohne als unglücklicher Workaholic zu enden?

Meine Studie sagt: Vor allem flexible Arbeitszeiten!

Denn die wirken sich auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz genauso deutlich aus, wie auf das persönliche Lebensglück Zuhause, mit der Familie und in der Freizeit.

Je höher die Flexibilität, desto leichter fällt es uns, unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten und so die gleiche Menge an Anforderungen deutlich entspannter und gelassener zu meistern.

Wenn draußen die Sonne scheint, würde es mich zum Beispiel absolut glücklich machen, meine Arbeit statt im stickigen Büro irgendwo im Park auf einer Decke zu erledigen. Und wenn ein langer Abendtermin dafür sorgt, dass ich es nicht mehr zum Sport schaffe, wäre es doch ein idealer Ausgleich, stattdessen am nächsten Morgen erst um 11 ins Büro zu müssen und vorher entspannt joggen gehen zu können.